Ältestes Fertigteilhaus der Welt

Ältestes Fertigteilhaus der Welt

 

Bild Fertigteilhaus

Die Villa Blumenthal wurde 1890 aus kanadischer Pechkiefer gefertigt. Sie gilt als das erste Fertigteilhaus der Welt. (Foto: Jürgen Grill)

 

Die Bad Ischler Villa Blumenthal gilt als erstes Fertigteilhaus der Welt. Sie ist ein einzigartiger Prototyp, der bereits mehrmals auf- und abgebaut wurde. Ihre Geschichte geht bis ins 19. Jahrhundert zurück.

Entworfen wurde sie im Jahr 1890 vom deutschen Architekten Johannes Lange im Auftrag der „Wolgaster Actiengesellschaft für Holzbearbeitung“. Der Plan war, eine Villa aus vorgefertigten Holzteilen zu errichten, die jederzeit wieder demontiert und woanders aufgestellt werden konnte.

Ein architektonisches Versprechen, das über 120 Jahre später auch noch gilt. Gezimmert aus der widerstandsfähigen kanadischen Pechkiefer und ohne einen einzigen Nagel oder eine einzige Schraube zu verwenden, entstand die Villa in Berlin. Die einzelnen Holzbauteile sind via Zapfen verbunden. Gemauert ist nur der Kamin und, seit die Villa in Bad Ischl steht, auch das Fundament.

Von Berlin über Chicago bis in die Kaiserstadt
1893 machte sich die heutige Villa Blumenthal von Deutschland aus auf den Weg nach Chicago. Auf der dortigen Weltausstellung, der „Chicago World Fair“, bestaunten sie zwischen Mai und Oktober 1893 hunderttausende Besucher. Darunter auch Oscar Blumenthal. Der Berliner Journalist, Kulturkritiker und Bühnenautor war fasziniert von der Weltneuheit und erwarb die Villa für 20.000 Dollar. Nach der Weltausstellung wurde das Kleinod abgebaut, in Kisten verpackt und von Chicago nach Rotterdam verschifft. Am Morgen des 19. März 1895, heute vor 120 Jahren, erreichte die wertvolle Fracht via Eisenbahn Bad Ischl. Dort wurde die Villa auf Blumenthals Grundstück in der Nähe des Bad Ischler Ortsteils Lauffen aufgebaut.

Weisses Rössl in Lauffen
Doch nicht nur in architektonischer Hinsicht ist die Villa einzigartig: Vielmehr ist das Ischler Anwesen auch der „Geburtsort“ des „Weissen Rössls“.
Oscar Blumenthal schrieb das Lustspiel, das 1897 in Berlin uraufgeführt wurde, in der Villa am Fuße der Katrin.
Nach dem Tod Oscar Blumenthals erhielt das Haus, das seit 1895 in Bad Ischl steht seinen heutigen Namen: „Villa Blumenthal“. Gleichzeitig erlebte es eine düstere Zeit. Die Villa wurde arisiert, verkauft, verwaltet und vererbt. In den 1970er Jahren bevölkerten Rauschgiftsüchtige das leerstehende Anwesen. Erst 1980 sollte das Haus wieder bewohnt werden.

Villa vor dem Verfall gerettet
Peter Janisch, Journalist, Verleger und ÖKM-Gründer, kaufte das Anwesen Anfang der 1980er. Seit nunmehr 35 Jahren lebt er dort und bewahrte das hölzerne Unikat vor dem Verfall. „Neben vielem anderen, was neu gemacht und saniert werden musste, war die Villa ja ursprünglich nicht winterfest. Deswegen haben wir alles wärmegedämmt und auch die Heißluftheizung wieder aktiviert“, so Janisch. Heute ist die Villa Blumenthal eine echte Villa. Denkmalgeschützt und wie aus einem Märchenbuch: Ein großer Garten, eine stattliche Einfahrt, geschnitzte Treppen- und Balkongeländer, Kacheln und Gemälde an den Wänden, Skulpturen in den Ecken und ein Himmelbett im Schlafzimmer.

(Quelle: Bezirks Rundschau, Austria – www.meinbezirk.at)

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner