Praxisgerechte Normung

Praxisgerechte Normung

Regeln sind in jeder Gesellschaft eine zwingende Notwendigkeit, um das gemeinschaftliche Zusammenleben für alle verlässlich und verbindlich zu organisieren. Die Entstehung von Regeln hat dabei ganz unterschiedliche Wurzeln. Da gibt es geschichtliche Gründe, gesellschaftliche Strömungen oder aber aktives Tun. Das Erscheinungsbild reicht von sozialen Benimmregeln bis hin zu geschriebenen Gesetzestexten. Im Bauwesen gibt es die sogenannten „allgemeinen anerkannten Regeln der Technik“. Ein Teil davon sind Normen. Mit der Schaffung von Normen verfolgt man u.a. das Ziel, Standards zu schaffen und damit die Qualität zu sichern.

In den letzten Jahren wurden vermehrt Normen auf europäischer Ebene entwickelt. Speziell die Bemessungsregeln für Bauwerke sind mit großem Aufwand in sogenannte „Eurocodes“ gefasst worden. Im Holzbau heißt der entsprechende Normungsbereich „Eurocode 5“ oder kurz „EC 5“. Ein wichtiger Schritt sind in den Normungstext doch wichtige neue Erkenntnisse eingeflossen, die die Möglichkeiten des Holz- und Holzingenieurbaus erheblich erweitern. Dafür muss allen bislang Beteiligten großes Lob ausgesprochen werden.

Zwischenzeitlich ist allerdings die Erkenntnis gereift, dass neben den technischen Inhalten an sich deren allgemeine Verständlichkeit eine große Rolle für die Anwendung der „Eurocodes“ spielt. Die bisherige Entwicklung der Normung ist nach Ansicht vieler Nutzer zu stark „akademisch“ geprägt gewesen und hat die Praxisseite ungenügend berücksichtigt. Was macht es schließlich für einen Sinn, wenn Bemessungsregeln selbst bei einfachsten Fragestellungen vom Zimmerer/Holzbauer nicht mehr als Hilfestellung bei der Problemlösung, sondern auf Grund ihrer Komplexität eher als Bedrohung, empfunden werden? „Hab ich die Formel überhaupt richtig eingetippt? Hab ich alle Beiwerte exakt bestimmt und keinen vergessen? War da nicht noch ein Fußzeiger im Normentext, den ich berücksichtigen muss?“

Um diese „Eurocodes“ – für uns speziell den „EC 5“ – geht es, wenn das Stichwort „Praxisgerechte Normung“ fällt. Wir setzen uns als Verbandsorganisation schon seit geraumer Zeit dafür ein, die Praxistauglichkeit zu erhöhen. Die von uns angestoßenen Entwicklungen seit Beginn diesen Jahres stimmen hoffnungsvoll: Wir haben den Eindruck, dass der Holzbau aufgewacht ist und erkannt hat, dass wir uns selber in der Normungsarbeit engagieren müssen. Es reicht nicht aus, dieses Feld Dritten zu überlassen und darauf zu hoffen, dass schon alles richtig gemacht wird. Ohne die Praxis geht es eben nicht – und die Praxis sind wir selber.

 

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